Polyvinylidenfluorid (PVDF)

In aller Kürze

Polyvinylidenfluorid (PVDF) ist ein hochleistungsfähiger thermoplastischer Fluorkunststoff, der für seine außergewöhnliche chemische Beständigkeit, hohe Temperaturtoleranz und hervorragenden mechanischen Eigenschaften bekannt ist. Es wird häufig in der chemischen Industrie, der Elektronik, in Rohrleitungssystemen und in der Beschichtungstechnik verwendet. PVDF zeichnet sich durch eine hohe Beständigkeit gegenüber Chemikalien, UV-Strahlung und Abrieb aus.

PVDF wird durch die Polymerisation von Vinylidenfluorid hergestellt und ist ein teilkristalliner Kunststoff. Er bietet eine gute Kombination aus Flexibilität, Zähigkeit und Beständigkeit gegen aggressive Umgebungsbedingungen, was es ideal für anspruchsvolle technische Anwendungen macht.

 

Grundlagen und Eigenschaften

Chemische Struktur und Zusammensetzung

PVDF gehört zur Familie der Fluorkunststoffe und zeichnet sich durch die Wiederholung von Vinylidenfluorid-Einheiten in seiner Polymerstruktur aus. Diese Struktur verleiht dem Material eine außergewöhnliche chemische Beständigkeit sowie Stabilität gegenüber hohen Temperaturen und UV-Strahlung. Die starke Bindung zwischen den Fluoratomen und dem Kohlenstoffgerüst macht PVDF besonders robust.

 

Eigenschaften von PVDF

  • Hervorragende chemische Beständigkeit: PVDF ist extrem beständig gegen aggressive Chemikalien wie Säuren, Basen und Lösungsmittel, was es ideal für den Einsatz in der chemischen Industrie macht.
  • Hohe Temperaturbeständigkeit: PVDF bleibt bis zu Temperaturen von 150°C stabil, was es für Hochtemperaturanwendungen geeignet macht.
  • Gute mechanische Eigenschaften: Es bietet eine ausgezeichnete Kombination aus Flexibilität und Zähigkeit, was es besonders in mechanisch belasteten Anwendungen nützlich macht.
  • UV- und Witterungsbeständigkeit: PVDF zeigt eine hohe Beständigkeit gegen UV-Strahlung und Witterungseinflüsse, weshalb es oft für Außenbeschichtungen verwendet wird.
  • Hervorragende Abriebfestigkeit: PVDF hat eine hohe Verschleißfestigkeit, was es ideal für Anwendungen mit hohen mechanischen Belastungen oder abrasiven Stoffen macht.
  • Gute elektrische Isoliereigenschaften: Aufgrund seiner elektrischen Isolationseigenschaften wird PVDF auch häufig in der Elektronikindustrie verwendet.

 

Anwendung in der Industrie

Chemische Industrie

In der chemischen Industrie wird PVDF aufgrund seiner hervorragenden Beständigkeit gegen korrosive Chemikalien für Rohrleitungssysteme, Pumpen, Ventile und Behälter verwendet. PVDF eignet sich besonders gut für den Transport und die Lagerung von aggressiven Flüssigkeiten wie Säuren und Lösungsmitteln.

Elektronik und Elektroindustrie

PVDF wird in der Elektronikindustrie aufgrund seiner elektrischen Isoliereigenschaften für Kabelummantelungen und Isolierungen verwendet. Darüber hinaus ist es ein gängiges Material für die Herstellung von Sensoren und Membranen, da es pyroelektrische und piezoelektrische Eigenschaften aufweist.

Beschichtungstechnik

PVDF wird auch häufig als Beschichtungsmaterial eingesetzt, insbesondere für Metalloberflächen, die extremen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Es bietet Schutz vor Korrosion und Witterungseinflüssen und wird daher oft für Außenanwendungen, wie z. B. Fassadenbeschichtungen, verwendet.

Wasseraufbereitung

PVDF wird in der Wasseraufbereitung für Filter und Membranen verwendet, da es eine hohe chemische Beständigkeit aufweist und in aggressiven Umgebungen, wie bei der Meerwasserentsalzung, effektiv ist. Seine Stabilität gegenüber Chlor und anderen Desinfektionsmitteln macht es ideal für den Einsatz in Kläranlagen und der Trinkwasseraufbereitung.

 

Herstellungsprozess

Polymerisation von PVDF

PVDF wird durch die Polymerisation von Vinylidenfluorid hergestellt. Der Prozess erfolgt üblicherweise in einer wässrigen Emulsion oder in Suspension. Das Endprodukt kann in verschiedenen Formen wie Pulver, Granulate oder Folien hergestellt werden, die dann für unterschiedliche Anwendungen weiterverarbeitet werden.

Verarbeitungsverfahren

  • Spritzguss: PVDF wird häufig im Spritzgussverfahren verarbeitet, um präzise Bauteile für Rohrleitungen, Ventile und technische Anwendungen herzustellen.
  • Extrusion: Für die Herstellung von Rohren, Schläuchen und Folien wird PVDF extrudiert, insbesondere in der chemischen Industrie und Wasseraufbereitung.
  • Beschichtung: PVDF wird auch als Beschichtung für Metalle verwendet, insbesondere in architektonischen Anwendungen, um Korrosionsbeständigkeit und UV-Stabilität zu gewährleisten.

 

Vor- und Nachteile von PVDF

 

Vorteile

  • Exzellente chemische Beständigkeit: PVDF widersteht einer Vielzahl aggressiver Chemikalien, was es ideal für industrielle Anwendungen macht.
  • Hohe Temperaturbeständigkeit: PVDF bleibt bis zu 150°C formstabil und widersteht Hitzeeinflüssen in industriellen Prozessen.
  • UV- und Witterungsbeständigkeit: PVDF eignet sich hervorragend für den Außeneinsatz und bleibt auch nach jahrelanger Sonneneinstrahlung und Witterungseinflüssen stabil.
  • Abriebfestigkeit: Es zeigt eine hohe Beständigkeit gegen mechanische Abnutzung, was es in anspruchsvollen Anwendungen wie Rohrleitungen und Pumpen langlebig macht.
  • Leichte Verarbeitung: PVDF lässt sich relativ einfach verarbeiten und bietet eine hohe Präzision bei der Herstellung technischer Teile.

 

Nachteile

  • Hohe Kosten: PVDF ist teurer als viele andere Thermoplaste, was seine Verwendung auf Anwendungen mit besonderen Anforderungen einschränkt.
  • Begrenzte mechanische Festigkeit im Vergleich zu anderen Hochleistungskunststoffen: Während PVDF hervorragende chemische Beständigkeit bietet, sind seine mechanischen Eigenschaften im Vergleich zu Hochleistungskunststoffen wie PEEK etwas geringer.
  • Schwierige Verfügbarkeit: In manchen Regionen oder spezifischen Anwendungsfeldern kann PVDF schwerer verfügbar sein, was zu längeren Lieferzeiten führen kann.

 

PVDF in der Dichtungstechnik

In der Dichtungstechnik wird PVDF häufig für Dichtungen und O-Ringe verwendet, die in Kontakt mit aggressiven Chemikalien stehen. Es wird bevorzugt in Anwendungen eingesetzt, in denen herkömmliche Dichtungsmaterialien wie Gummi versagen würden. Aufgrund seiner hervorragenden Beständigkeit gegenüber Säuren, Laugen und Lösungsmitteln bleibt PVDF auch unter extremen Bedingungen dicht und stabil. In der chemischen und pharmazeutischen Industrie kommt es daher oft in Rohrleitungen und Ventilen zum Einsatz.

 

Häufige Fragen zu PVDF

Ist PVDF für den Einsatz in Hochtemperaturanwendungen geeignet?

Ja, PVDF kann Temperaturen von bis zu 150°C aushalten und eignet sich gut für Anwendungen, die sowohl hohe Temperaturbeständigkeit als auch chemische Widerstandsfähigkeit erfordern.

Kann PVDF recycelt werden?

PVDF kann recycelt werden, allerdings sind spezielle Verfahren erforderlich, da Fluorkunststoffe im Vergleich zu anderen Kunststoffen komplexer zu recyceln sind. Das Recycling von PVDF ist in der Praxis weniger verbreitet als bei anderen Kunststoffen.

Wie verhält sich PVDF gegenüber anderen Fluorkunststoffen wie PTFE?

PVDF bietet im Vergleich zu PTFE (Polytetrafluorethylen) eine höhere Festigkeit und Steifigkeit, während es jedoch weniger chemisch beständig und temperaturstabil ist. PVDF ist einfacher zu verarbeiten als PTFE, hat aber in einigen Anwendungen Einschränkungen.

Ist PVDF für den Einsatz im Trinkwasserbereich zugelassen?

Ja, PVDF ist chemisch inert und biokompatibel, was es für den Einsatz im Trinkwasserbereich geeignet macht. Es wird häufig in der Wasseraufbereitung und für Leitungen in der Trinkwasserversorgung verwendet.

 

Polyvinylidenfluorid (PVDF) ist ein vielseitiger Hochleistungskunststoff, der aufgrund seiner hervorragenden chemischen Beständigkeit, Temperaturtoleranz und Abriebfestigkeit in vielen anspruchsvollen Industrien weit verbreitet ist. Trotz seiner höheren Kosten im Vergleich zu gängigen Kunststoffen bleibt PVDF eine bevorzugte Wahl für kritische Anwendungen in der Chemieindustrie, Wasseraufbereitung, Elektronik und Beschichtungstechnik.